FC Bayern München: Das Imperium ist besiegt. Wann schlägt es zurück?
Source: Zeit

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Seite 2Es braucht neue Idole Dass plotzlich die Fans eines anderen Teams den Platz sturmen und die deutsche Meisterschaft feiern wie die Leverkusener am Sonntagabend, muss fur Spieler und Verantwortliche des FC Bayern ein ungewohnter Anblick sein. Elf Jahre lang hatten sie das Abo auf den Titel. Sie, vom grossten, beruhmtesten, erfolgreichsten, vor allem auch reichsten Verein des Landes. So ungewohnlich wirkt der historische Nichttitel, dass sich nicht nur in Munchen, kaum war der Meisterrauch in Leverkusen verzogen, die Frage gestellt wird: War das ein einmaliger Ausrutscher? Oder konnte das auch im nachsten Jahr passieren? Und in dem danach?

Um das zu beantworten hilft, zu erkennen, dass zum ersten Mal seit 2012 die zwei Dinge zusammenkommen sind, die passieren mussen, damit der FC Bayern nicht vorn landet: Die Bayern mussen ein mittelmassiges bis schlechtes Jahr erwischen, und ein Konkurrent muss diese Schwachephase ausnutzen. Bayer Leverkusen hat die zweite Grundbedingung denkbar furios und bislang ungeschlagen erfullt. Mindestens genauso relevant aber ist der kraftlose Zustand der Munchner. Ein Zustand, der schon seit einigen Jahren anhalt. Der Trend geht abwarts.

Dass sich etwas andern muss, ist erkannt: Zur kommenden Spielzeit wird es einen neuen Trainer geben. Thomas Tuchel wird den Verein verlassen. Es ist das Ende eines Missverstandnisses. Tuchel machte von Anfang an kommunikativ den Eindruck, als wusste er nicht so recht, warum sein Team spielt, wie es spielt. Er wirkte seltsam unbeteiligt und unschlussig. Die ausgestellte Ratlosigkeit mag ehrlich gewesen sein, motiviert hat sie weder Spieler noch Fans. Tuchels Ruf als sperriger, aber irgendwie genialer Coach hat in Munchen gelitten. Die Ergebnisse auch.

Tuchel hat es nie geschafft, aus der Ansammlung durchaus begabter Individualisten eine Mannschaft zu machen. Eine Mannschaft, die im Kollektiv angreift. Und eine, die im Kollektiv verteidigt. Der FC Bayern lebte vor allem von den Momenten seiner Ausnahmekonner in der Offensive. Von Harry Kane, Jamal Musiala, Leroy Sane. Hinten ging es oft wild zu, egal mit welchem Innenverteidiger- und Sechserduo. 36 Gegentore kassierten die Bayern bislang, nur 19 die Leverkusener. Eine andere Liga.

Naturlich hatte Tuchel recht, als er fruh die Probleme des Kaders benannte. Auf der Sechserposition schaffte es der Club nicht, ihm die gewunschte Verstarkung nach Munchen zu lotsen. Den allerhochsten Anspruchen genugte auf dieser wichtigen zentralen Position niemand: weder Joshua Kimmich noch Konrad Laimer, auch noch nicht Aleksandar Pavlovic. Auch keines der Innenverteidigerparchen harmonierte zuverlassig miteinander, und auf der Position des rechten Aussenverteidigers mussten die Bayern immer wieder improvisieren, ehe sich Joshua Kimmich mit dieser Rolle gefalligst anzufreunden hatte.

Die Schwachen im Kader konnen durch Transfers korrigiert werden. Das kostet, wird aber notwendig sein. Gedemutigte Bayern geben viel und gern Geld aus. Aber neues spielendes Personal reicht nicht aus. Entscheidend wird vor allem sein, wer ab der kommenden Saison auf der Trainerbank sitzen wird. Zuletzt machten die Verantwortlichen da viele Fehler, seit Pep Guardiola hielt sich kein Trainer auch nur zwei Jahre. Ein neuer Sportvorstand ist dabei. Max Eberl bringt jedoch nicht nur neue Ideen mit, er kann zunachst auch unbelastet von den Fehlentscheidungen seiner Vorganger agieren. Und fur ihn ist die Arbeit auf Top-Champions-League-Niveau neu.

Dass plotzlich die Fans eines anderen Teams den Platz sturmen und die deutsche Meisterschaft feiern wie die Leverkusener am Sonntagabend, muss fur Spieler und Verantwortliche des FC Bayern ein ungewohnter Anblick sein. Elf Jahre lang hatten sie das Abo auf den Titel. Sie, vom grossten, beruhmtesten, erfolgreichsten, vor allem auch reichsten Verein des Landes. So ungewohnlich wirkt der historische Nichttitel, dass sich nicht nur in Munchen, kaum war der Meisterrauch in Leverkusen verzogen, die Frage gestellt wird: War das ein einmaliger Ausrutscher? Oder konnte das auch im nachsten Jahr passieren? Und in dem danach?