Unter die Rader in der Autostadt: Funf Spieltage, 15 Punkte: Es schien, als sei in der Fussball-Bundesliga der Frauen das erreicht, was bei den Mannern in neun von zehn Jahren Alltag ist. Namlich die komplette Dominanz des FC Bayern Munchen, der in den letzten Jahren mit Transfers wie denen von Georgia Stanway, Pernille Harder und zuletzt Lena Oberdorf ein internationales Spitzenteam zusammenstellte, das im Vorjahr nicht eine Bundesliga-Niederlage kassierte. Doch der VfL Wolfsburg, Ex-Klub von Harder, Ex-Klub der verletzten Oberdorf, die im Sommer gar direkt aus Wolfsburg nach Munchen ging, beendete den Siegeszug - nicht ohne Mithilfe: Denn es war ein Fehlpass von Jovana Damnjanovic, noch so einer ehemaligen Wolfsburgerin, der die Auswartspleite einleitete. Vivien Endemann bedankte sich, dribbelte sich in Schussposition und hob den Ball aus knapp 16 Metern unhaltbar ins Toreck. Funf Minuten waren da erst gespielt.
Das Ergebnis: 2:0 (1:0) schlagen Tommy Stroots Wolfsburgerinnen das Meisterteam aus Munchen. Damit liegen zwischen den Rivalen der letzten Jahre nun nur noch zwei Punkte; bei einem Sieg der Munchnerinnen hatte sich mit acht Zahlern bereits ein Graben aufgetan.
Sorge um die Ungluckliche: Zum Arger Damnjanovics, die Partie mit so einem folgenschweren Fehler eingeleitet zu haben, kam dann auch noch Verletzungspech dazu: Die Angreiferin lieferte sich einen heftigen Luftzweikampf mit VfL-Abwehrchefin Marina Hegering und fiel dabei hart auf den Rucken. Als stockten die Munchner Versuche, die Wolfsburger Dreierkette zu knacken, nicht ohnehin genug, musste Linda Dallmann bereits Mitte der ersten Halfte als Ersatz einspringen (24. Minute).
Jovana Damnjanovic musste verletzt vom Platz getragen werden Foto: Swen Pfortner / dpa Fruhjahr im Visier: Gar nicht erst mit von der Partie konnte Lena Oberdorf sein. Die Nationalspielerin war der Prestigetransfer des Sommers fur den FC Bayern, schnappte man doch den Wolfsburgerinnen ihr Aushangeschild weg. Bis Oberdorf das Mittelfeldzentrum des FCB weiter verstarkt, wird es aber noch einige Monate dauern: Ein Kreuzbandriss vor Olympia setzt die 22-Jahrige langfristig ausser Gefecht. Doch die Comeback-Plane laufen. >>Ich habe jetzt den ersten Level-Test gemacht und kann nachste Woche mit kleinen Abstopp-Bewegungen anfangen, kleine Sprunge einbauen und dann hoffentlich ganz schnell wieder laufen
Mehr zum Thema Alles Gute nachtraglich: Ohne Oberdorf mussten sich die Munchnerinnen mit Halbchancen begnugen - und nach der Pause das 0:2 hinnehmen (67.). Zwei Minuten nach ihrer Einwechslung war Lineth Beerensteyn diejenige, die nach einem Eckball am schnellsten reagierte und den von Lea Schuller unzureichend geklarten Ball uber die Linie druckte. Die Niederlanderin, selbst jahrelang fur die Bayern aktiv gewesen, machte sich einen Tag nach ihrem 28. Geburtstag damit ein nachtragliches Geschenk. Fur VfL-Anfuhrerin Alexandra Popp waren die bayerischen Fehler vor den Treffern ein Stuck weit ausgleichende Gerechtigkeit: >>Im letzten Jahr haben wir extrem geblutet, was das angeht, diesmal war es andersherum.
Der Kreis schliesst sich: In der Schlussphase vereitelte der VfL auch die beste Chance des FC Bayern, Oberdorf-Nachfolgerin Janina Minge gratschte einen Abschluss von Harder per Rettungsaktion an die Latte. Minges Einsatz besiegelte die erste Bayern-Niederlage in der Bundesliga seit dem 23. Oktober 2022, als es ebenfalls in Wolfsburg ein 1:2 setzte. Die heiss begehrte Vormachtstellung im deutschen Fussball ist damit noch nicht endgultig an die Favoritinnen aus Munchen gefallen. Der lachende Dritte konnte indes aus Frankfurt kommen: Gewinnt die Eintracht am Montag gegen den SC Freiburg, wurden die Frankfurterinnen dem Titelverteidiger den Platz an der Tabellenspitze abjagen. Und: Auch Leverkusen ist nach sechs Spieltagen noch ungeschlagen. In den unsterblichen Worten des Berti Vogts: Die Breite an der Spitze ist dichter geworden.